Was ist Metakognition
Wir möchten auf die Frage nach dem Begriff Metakognition nicht einfach nur mit einer abstrakten Definition antworten. Statt dessen analysieren wir Ausschnitte aus einem Protokoll zu Lautem Denken (TAP = Thinking Aloud Protocol).
Ausgangspunkt: Ratlosigkeit
Vor kurzem hatte ich in anderem Kontexten mit Games zu tun, fand dabei immer wieder das Spiel „All we can E.T.“ erwähnt, und habe es dann irgendwann auf meinem Handy installiert. Nach dem Öffnen sah man folgendes Bild auf dem Display:
Es gab Musik dazu, aber keinerlei Erklärung, keine Handreichung. Also fing ich in meiner Ratlosigkeit zunächst an, laut zu denken. Hierbei handelt es sich um ein metakognitives Verfahren, bei dem Problemlöser:innen jeden Gedanken laut äußern. Üblicherweise wird alles aufgezeichnet, und so entsteht ein TAP (Thinking Aloud Protocol), an dem man leicht Art und Ausmaß metakognitiver Aktivitäten ablesen kann (Greene et al. 2011). Die folgenden TAPs dokumentieren also meine Zugriffe und sind folglich in Ich-Form transkribiert:
„Ich will auf keinen Fall als erstes wild auf irgendwelche Knöpfe drücken. Stattdessen zunächst möglichst alle Informationen auf dem Bild erfassen, vielleicht führt mich eine davon weiter. Vor mir sind fünf Tortenständer aufgebaut, mal mit gefüllten Longdrink-Gläsern und Strohhalmen mal mit Bechern voll Eis. Stopp! Vielleicht sollte man mit der Überschrift anfangen, so wie auch bei Texten. „E.T.“ erinnert an den Film von Spielberg, so sehen die Figuren darunter auch aus. Beim Text davor denkt man an Essen in Touristenhotels. Also offensichtlich dürfen die Wesen essen, was sie wollen. Es sind vier Außerirdische, zwei grüne und zwei gelbe, jede Farbe mal mit einem, mal mit zwei Augen. Hhm, vom Titel des Spiels her könnte es vielleicht darum gehen, dass die einen Drinks wollen und die andern Eis. Ja, und vielleicht spielt es eine Rolle, ob die Betreffenden ein Auge oder zwei haben. Mal sehen, ob ich damit vielleicht halbwegs richtig liege. Ach, und jetzt sehe ich links oben das Zeichen für Information … Fehlanzeige, da kommt nur das Impressum. Genau auf der anderen Seite ist ein Stoppzeichen, wie man es von allen Rekorden her kennt, ja und unten der Play-Button, und ein gerastertes Viereck … Bringt auch nicht viel, ist nur eine Auflistung, vermutlich der Spieleinheiten. Jetzt bleibt nur noch, auf Play zu drücken, dann sehe ich weiter “.
Diesem TAP lassen sich bereits erste Erkenntnisse zu metakognitivem Lehren und Lernen entnehmen.
Zunächst wurde überlegt, wie ich gedanklich am besten vorgehe, um überhaupt ins Spiel hinein zu kommen und sein Prinzip zu verstehen. Es wurde über Denken (wie am besten vorgehen) nachgedacht. Metakognition ist also Denken über Denken (Kaiser 2015). Dabei scheint Metakognition eine Art Instanz zu sein, die dem Denken Vorschläge und Tipps unterbreitet, wie es vorgehen könnte oder sollte, beispielsweise zuerst alle Informationen erfassen. Und Metakognition scheint das Denken zudem aufzufordern, sich bewußt zu machen, was es eigentlich schon alles weiß. Es weiß zum Beispiel, dass Überschriften meist ganz zentrale Aussagen über den betreffenden Text oder das Bild enthalten. Hier ist wichtig zu erkennen, dass Metakognition nichts zu der Überschrift selbst sagt, zu den benutzten Wörtern oder zur Syntax. Metakognition befasst sich also nicht mit dem Gegenstand, hier der Überschrift. Das ist Aufgabe des Denkens. In der Literatur wird das als Unterschied zwischen Kognition und Metakognition (Schwartz et al. 2013) festgehalten.